Dienstag, 15. April 2014

Merlot – Fluch und Segen

„Anything but Chardonnay“,  so war noch vor gar nicht allzu langer Zeit meine Weißweindevise. Für Rotwein galt „Anything but Merlot“. Amerikanische Fastfoodkettenrestaurants haben neben kübelweise Zuckerwasser auch eben selbige „Weine“ im Ausschank. 

Allein diese Tatsache wirft einen dunklen Schatten über sämtliche aus dieser Traube gekelterten Weine.
Doch möchte ich hier ein Exemplar vorstellen, das aus diesem Schatten hervortritt.
Ich trinke heute also einen Südtiroler Merlot „Wolfsthurn“  2010 des Schlossweingutes Stachelburg in Partschins (Weinregion Vinschgau).
Es handelt sich hierbei um einen BIOLAND-zertifizierten Betrieb, der auf etwa 5 ha Fläche nachhaltige Weine anbaut (ich weiß, nicht die Weine werden angebaut, sondern Reben).

Im Glas liegt nun also ein eher trüber, weil wenig filtrierter, dunkelroter Wein mit lila Reflexen, der wunderschöne Kirchenfenster an der Glaswand hinterlässt.

In der Nase lässt er Gutes vermuten. Er duftet vielschichtig zunächst nach all den tollen roten Beeren, die für einen Merlot typisch sind. Doch gleich dahinter ist ein großer Wacholderbusch, einige Schwammerln wachsen darunter, weit entfernt scheint jemand ein Pfeichen zu paffen, man riecht den Tabak. Ein Holzstapel liegt zum Trocknen in der Sonne ...

Nun der erste Schluck. Es ist nicht der dichteste Merlot, den ich je hatte, doch macht es seine runde Weichheit wieder wett. 
Er hat überhaupt kein bisschen störendes oder aufrauendes Tannin, der Mund fühlt sich zwar trocken, doch nicht rau an. 
In gewohnter Weise ist auch er restlos trocken und hinterlässt mit 13,5% einen schönen, warmen Hals mit langem, fruchtigem Abgang.

Diesen mittelschweren Wein würde ich zwischen Blauburgunder und Cabernet Sauvignon platzieren.
Ein kleines Minus bekommt er von mir, da der Geschmack nicht die Intensität und Komplexität der Nase zu steigern vermag.
Doch insgesamt macht dieser knapp über 10 Euro teuren Wein einfach Spaß und hilft ein kleines bisschen, das Bild des Merlots zu verbessern.


1 Kommentar:

Christophorus Culinarium hat gesagt…

Diesen Wein haben wir übrigens im HACO-Bio-Shop gekauft; da gibt es so einige nette Lebensmittel und Weine aus Südtirol :0)